Erlebnispaket Hahnenmoos

Bericht und Fotos: Wilfried Hörmann
Veröffentlicht in FMT-Extra RC-Hangflug 2012
© 2012 Wilfried Hörmann, alle Rechte vorbehalten

Hangfliegen extra Klasse
Schalmi, Lavey, Metsch, Luegli oder Bänkli, es ist unverkennbar, wir sind in der Schweiz. Insider bekommen glänzende Augen. Für den Neuling sei schon jetzt verraten, es handelt sich hier um die Startplätze auf dem weitläufigen Gelände am Hahnenmoos. Die richtige Aussprache der Namen lernt man nach einer Woche Aufenthalt.

Auf rund 2000 m Höhe liegt das Berghotel Hahnenmoos in einer Landschaft, die jedes Modellfliegerherz höher schlagen lassen.

Warum kommen Modellflieger aus ganz Europa auf das Hahnenmoos? Das weitläufige Fluggelände bietet mit seinen verschiedenen Startplätzen bei allen Windrichtungen beste Flugmöglichkeiten. Einzigartig in ganz Europa sind die völlig steinfreien Wiesen bis in Höhen um 2.000 m. Mit den Eigentümern sind entsprechende Verträge abgeschlossen, die den Modellfliegern ein problemloses Betreten der Almwiesen ermöglichen. Außerdem bietet das Berghotel Hahnenmoos eine seit vielen Jahren perfekt entwickelte Infrastruktur mit Frequenzkontrolle, Baulokal und vielem mehr. Das alte Berghaus wird im Sommer in eine Werkstatt verwandelt. Jeder Modellflieger hat hier genügend Platz um seine Modelle zu lagern oder um Reparatur- und Einstellarbeiten während des Aufenthaltes vor Ort auszuführen. Es gibt sogar Gäste, die nur zum ungestörten Bauen auf das Hahnmoos kommen. Inzwischen ist die Einmaligkeit vom Hahnenmoos nicht nur in Europa bei den Modellfliegern bekannt. Auch aus USA und Japan kommen immer mehr Piloten, um den alpinen Modellflug hier zu erleben.
Das ist aber noch nicht alles was es auf dem Hahnenmoos zu erleben gibt. Viele Gäste verbringen seit Jahren ihren Urlaub hier oben. Ein Grund dafür ist eine perfekte Gastlichkeit und Betreuung. Dahinter stehen Bernhard und Marianne Spori-Beutter, die bereits in der 3. Generation für das Wohl ihrer Gäste sorgen. Sie führen den „Geist“ vom Hahnenmoos weiter und sind mit ihrer ganz persönlichen Philosophie: Die Hektik aufzufangen und zu „Entschleunigen“ und die Gäste an der Langsamkeit, der Ruhe und Entspannung teilhaben zu lassen, sehr erfolgreich. Besonders bekannt ist das Berghotel durch seine vorzügliche Küche. Im Jahre 2010 wurde der Betrieb großzügig umgebaut in ein attraktives und leistungsfähiges Selbstbedienungs-Restaurant. Das Besondere, die Speisen werden direkt vor dem Gast zubereitet. Nach langen und anstrengenden Flugtagen ist für den richtigen Hunger gesorgt, um das Abendessen auch entsprechend genießen zu können. Überhaupt hat die Familie Spori-Beutter einen hohen Anspruch ihre Gäste zu betreuen und zufrieden zu stellen.

Fliegen bis es dunkel wird
Die außerordentliche Lage am Hahnenmoos erlaubt es, einen ganzen Urlaubstag voll zum Fliegen auszunutzen. Die Frühaufsteher fliegen bereits vor dem Frühstück am Bänkli in unmittelbarer Nähe des Hotels oder am nahmen Schalmi. Zu dieser Zeit weht meist eine leichte Briese von Adelboden herauf und ermöglicht genussvolles Gleiten direkt an der Hangkante. Nach dem Frühstück geht’s  entweder wieder zum Schalmi oder wenn Bise (Ostwind) ist zum Luegli. Westwind hingegen entwickelt sich in der Regel erst im Laufe des Vormittags. Dann wird vom Schalmi entweder hinüber zum Metsch gewechselt oder auf den Lavey aufgestiegen. Dort kann dann bis zum Abendessen das gesamte fliegerische Potential ausprobiert werden. Um nach dem Abendessen die Verdauung anzuregen wird die Abendthermik am Bänkli genutzt. Meistens endet dann so ein erlebnisreicher Flugtag mit Fachsimpeln im Baulokal. Für die Reportage war ich vier Tage auf dem Hahnenmoos und ich bin dabei  keinen Tag vor Mitternacht ins Bett gekommen. Die Gespräche mit Gleichgesinnten waren einfach zu spannend.

Wichtig zu wissen
Mit dem PKW über Bern – Spiez – Frutigen – Adelboden – Geils Bergbahnen. Rund 3 km nach Adelboden beim Hotel Des Alpes in Gilbach ist am Tiketautomat (sfrs 8) eine Maut für die weitere Strecke nach Geils zu entrichten. Tipp: Genügend Kleingeld bereithalten. Seit 2014 können die Gäste des Berghotels während des Aufenthaltes auf  dem Hahnenmoos parken. Einfach an der Talstation der Bergbahn in Geils die Reservierungsbestätigung vorzeigen, dann kann die gebührenpflichtige Straße (5 sfrs je Auf- und Abfahrt) befahren werden.  
Wer einen Aufenthalt über mehrere Tage plant, dem empfehlen wir, sich im Berghotel auf dem Hahnenmoos-Pass einzuquartieren. Das Hotel hat einen unvergleichlichen Flair, der Modellflieger wie auch Begleitpersonen gleichermaßen begeistert. Zudem ist man unabhängig von Fahrzeiten und sogar unterm Strich preiswerter, wie z.B. die Alternative in Adelboden zu übernachten und jeden Tag erneut hoch zu fahren. Bei Sonnenuntergang auf dem „Bänkli“ zu fliegen bleibt ein unvergessliches Erlebnis.
Durch die einzigartige Lage der Fluggebiete ist es unbedingt anzuraten einen geplanten Aufenthalt rechtzeitig zu reservieren. Die Saison geht von Anfang Juni bis Ende Oktober.
Auch das ist noch wichtig, eine Kleinigkeit zwar, einen Adapter für das Schweizer-Stecker System.
Seit über 100 Jahren werden auf dem Hahnenmoos Gäste betreut. Die Modellflieger sind durch Initiative von Christian Ruch seit 1970 in Aktion. Er gründete auch die Modellflugschule Hahnenmoos. Zusammen mit den Wirtsleuten wurde dieser Zweig kontinuierlich und behutsam ausgebaut.1978 tauchten die ersten Großsegler mit Spannweiten von 5 m. Zur damaligen Zeit eine Sensation. Die Entwicklung lief parallel zu der in Deutschland. Uwe Gewalt und Harry Rosenthal waren hier die Macher. Christian Ruch, Rolf Bamert und Bruno Meuwly setzten wichtige Impulse für den Schweizer Modellbau. Bei gemeinsamen Veranstaltungen hier oben am Hahnenmoos wollte jeder seine Entwicklungen präsentieren. Uwe Gewalt und Harry Rosenthal setzten mehr auf leichte, thermikstarke Modelle, die Schweizer Modellbauer hingegen auf stabile Konstruktionen, die sich im Gebirge bei den sog. Hammerbärten dann auch besser bewährten.

Welche Modelle
Eine häufig gestellte Frage von Modellfliegern, die zum ersten Mal auf das Hahnenmoos kommen, welche Modelle sollen mitgenommen werden. Grundsätzlich kann auf dem Hahnenmoos vom kleinen EPP Nuri bis zur 10m Superorchidee alles geflogen werden. Hier sind den persönlichen Vorlieben keine Grenzen gesetzt. Durch die kurzen Wege zu den Startstellen und die wirklich großzügigen Landeflächen können hier besonders gut Großsegler eingesetzt werden. Wem das zu aufwendig ist, wird mit Allroundern, wie z.B. die neue Alpina 3001, Big Exel oder auch reinrassigen F3b Modellen viel Spaß haben. Nach dem Abendessen wird im Umfeld des Berghotels geflogen. Das sind kleine, leichte Modelle, evtl. mit Elektroantrieb ideal.

Die Fluggebiete
Der Hahnenmoos-Pass ist ein alter, historischer Übergang der Adelboden mit Lenk verbindet. Für uns als Modellflieger ist die geographische Lage dieses Übergangs von entscheidender  Bedeutung. Durch diese Situation herrschen am Hahnenmoos hauptsächlich nur zwei Windrichtungen vor. Von Adelboden weht der Ostwind, der hier auch Bise genannt wird. Westwind bläst demzufolge aus Richtung Lenk. Es kann durchaus vorkommen, dass wir an einem Tag mit diesen zwei Windrichtungen konfrontiert werden. Der Wechsel stellt sich in der Regel um die Mittagszeit ein.

Schalmi
Ideal bei Ostwind. Eine steil abfallende Wand stellt sich dem Ostwind entgegen. Wunderbar kann an der Hangkante entlang gesegelt werden.  Bei schwachem Wind erst mit einem leichten Modell testen, ob’s auch wirklich trägt.  Nach Westen fällt der Hang zu nächst steil ab und läuft weiter unten flach aus. Ideal zum Landen. Bei Westwind kann ebenfalls am Schalmi geflogen werden. Jedoch ist die Konkurrenz  Lavey und Metsch bei dieser Windrichtung um Klassen besser. 


Bei Ostwind, der so genannten Bise, macht es riesig Spaß, das Modell über die Hangkante am Schalmi zu werfen und in Augenhöhe an den Zuschauern vorbei zu gleiten.

Luegli
Der absolute Favorit bei Bise ist das Luegli. Eine 100 m hohe Felswand ist der Thermikproduzent. Sie wird den ganzen Tag durch die Sonne aufgeheizt. Hinter der Startstelle liegen großzügige Landewiesen. Ideal für Großsegler. Bei gemütlichem Tempo, ohne große Anstiege, ist das Luegli in 45 Minuten erreicht.

Metsch
Südlich vom Hotel liegt der Metsch. Ein Skilift führt aus Richtung Lenk zum Gipfel. Unsere Startstelle liegt hinter dem Lift auf einem kleinen, unscheinbaren Gipfel. Vom Berghotel sind es etwa 30 Minuten. Die Hänge sind nach Westen ausgerichtet. Gelandet wird mit dem Wind oder wer’s kann mit Seitenwind. Der Metsch ist beliebt, wenn am Schalmi geflogen wird und sich dann um die Mittagszeit der Wind auf West dreht. In einer Viertelstunde ist man über den Grat zum Metsch hinaufgestiegen und ist für die neue Windrichtung am richtigen Ort.


Bei Westwind ist der Metsch ein bevorzugter Startplatz. Die vergletscherten Berge im Hintergrund geben der ansonsten lieblichen Landschaft in eine bestimmte Dramatik. An diesem Tag hat sich weit draußen im Tal eine kräftige Thermik entwickelt. Nur Modelle mit einer entsprechenden Stabilität können hier oben diesen Anforderungen entsprechen.

Lavey
Unter Gebietskenner ist der Lavey bei Westwind die erste Adresse. Gut eine halbe Stunde geht’s steil bergauf bis endlich der Blick hinunter nach Lenk frei wird. In den Nachmittagsstunden können sich hier oben wahre Hammerbärte entwickeln, die ein Modellflugzeug schon mal an seine Festigkeitsgrenzen bringen kann. Zum Landen hier ein guter Tipp von einem Lokalmatadors: Von der Startstelle soweit zurückgehen, bis das Berghotel Hahnenmoos zu sehen ist. Dann mit dem Modell auf die Südseite wechseln, tief anfliegen und gefühlvoll den Hang hinauf ziehen. Das Modell landet sicher im weichen Gras.
Aber auch das Tückische einer hochalpinen Wettersituation ist hier zu erleben. Extreme Abwindfelder. Stammgäste können interessante Geschichten über stundenlange Suchaktionen erzählen. Bei Experten besonders beliebt ist der Start oberhalb des Berghotels, am Skilift. Nach erfolgtem Thermikanschluss wird dann gemütlich zum Lavey hinauf gewandert, eine Auge auf dem Modell, ein Auge auf dem Aufstiegsweg.

Nach einem langen Thermikflug und einer glücklichen Landung am Lavey. Auch Großsegler können hier sicher gelandet werden, wenn man sich von einem Gebietskenner entsprechend einweisen lässt.

Alternativprogramm
Auch für Nichtmodellflieger, für Ehefrauen, Freundinnen oder die ganze Familie ist das Berghotel Hahnenmoos ein idealer Stützpunkt. Durch die Kammlage des Hotels hat man von hier oben Zugang zu den Wandergebieten von Adelboden und Lenk. Herrliche Wanderwege erschließen die traumhafte Landschaft des Berner Oberlandes. Auf der Homepage vom Berghotel Hahnenmoospass sind einige Wanderrouten zusammengestellt, weiter Routen finden sich unter: www. adelboden.ch. Auf der gleichen Website ist noch ganz etwas anders, sehr spannendes zu entdecken: Auf dem Hahnenmoospass befinden wir uns mitten im „Trottiland“. Also in der Gegend, wo mit dem Trottinett ins Tal gefahren wird. Das ist ein großer Roller mit großen Rädern und starken und stabilen Bremsen wie bei den Mountain Bikes. Gefahren wird natürlich nur mit Helm. Das Trottinett kann an den Bergstationen der  Bergbahnen ausgeliehen werden, Tageskarte inkl. Helm CHF 16,-, exkl. Bergfahrt. Und schon beginnt der Spaß. In dem ganzen Gebiet Adelboden-Hahnenmoospass-Silleren stehen über 45 km einzigartige markierte Abfahrten auf verschiedenen Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung. Das ist ein Spaß für die ganze Familie. Noch ein Hinweis: Auch Modellflieger die nach mehreren Tagen schönen Wetters viele Stunden geflogen sind und die“ Fluglust“ nachlässt,  finden am „Bergabfahren“ mit dem Trottinett durchaus gefallen. 

Erlebnispakt Hahnenmoos
Wer Modellfliegen in hochalpiner Landschaft erleben möchte, dabei komfortabel untergebracht sein will und besonderen Gaumenfreuden nicht abgeneigt ist, für den ist das  Berghotel Hahnenmoos genau das Richtige. Die Freizeitmöglichkeiten sind keines Falls nur auf Modellflieger geschränkt, die ganze Familie kann auf der Passhöhe wunderbare Tage verbringen. Zu diesem umfassenden Erlebnispaket kommt noch die Kommunikation mit Gleichgesinnten dazu. Das ist vielleicht sogar das Spannendste, was man am Hahnenmoos erleben kann.

Kontakt
Berghotel Hahnenmosspass AG
Familie Bernhard und Marianne Spori-Beutter
3715 Adelboden, Schweiz
Telefon: +41(0)33 673 21 41
Fax: +41(0)33 67 48 41
e-Mail: spori@hahnemoos.ch
Internet: www.hahnenmoos.ch
Touristeninfo: www.adelboden.ch


Mit der Gondelbahn geht es beschaulich hinauf zum Berghotel Hahnenmoos. Im Frühjahr schwebt man über einen wahren Blütenteppich. Ausgangspunkt ist Geils bei Adelboden.


Der schönste Weg hinauf zum Hahnenmoos ist jedoch zu Fuß. Hier kann man die Blumenpracht richtig genießen. In einer knappen dreiviertel Stunde ist der Pass erreicht.


Im Baulokal ist viel Platz um die Modelle aufzubewahren oder um Reparaturen oder Wartungsarbeiten durchzuführen. Nach Sonnenuntergang ist hier das Kommunikationszentrum auf dem Hahnenmoos. Nicht selten wird bis weit nach Mitternacht diskutiert, erzählt oder auch gebaut. 

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